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Studien Militärsport

Entwicklung Test Fitness Rekrutierung/Fitnesstest Armee

Im Jahre 2006 führte die Schweizer Armee einen neuen Fitnesstest bei der Rekrutierung der Stellungspflichtigen ein. Dieser Test wurde an der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen EHSM entwickelt und besteht aus fünf Teildisziplinen: Standweitsprung, Medizinballstoss, Einbeinstand, Globaler Rumpfkrafttest und Progressiver Ausdauerlauf. Dieser Fitnesstest ist valide, reliabel und kann in grossen Gruppen mit wenig Aufwand durchgeführt werden. Besonders die Disziplinen Globaler Rumpfkrafttest und Progressiver Ausdauerlauf eignen sich für die Vorhersage von Überlastungsbeschwerden. Je nach Truppengattung sind jedoch unterschiedliche Testdisziplinen aussagekräftig. Aus diesem Grund wurden als nächster Schritt sinnvolle Limiten für die einzelnen Testdisziplinen festgelegt, welche die Stellungspflichtigen für die Einteilung in eine bestimmte Truppengattung erreichen mussten. Die Limiten wurden so gesetzt, dass die Stellungspflichtigen während dem Militärdienst einem geringen Verletzungsrisiko ausgesetzt sind.

Link: http://www.baspo.admin.ch/de/sportfoerderung/breitensport/fitnesstest-armee-fta-rekrutierung.html

Studie PADIS – Physical Activities and Demands in Swiss Soldiers

Fast gleichzeitig wie die Entwicklung des neuen Fitnesstests wurde die Studie Physical Activities and Demands in Swiss Soldiers (PADIS) initiiert. Ziel dieser Studie war die aufgabenspezifischen körperlichen Belastungen unterschiedlicher Truppen (Rettungssoldaten, Grenadiere, Sicherungssoldaten, Aufklärungssoldaten, Elektronische Kriegsführung, Infanteristen) präzise zu erfassen und diese einerseits mit der individuellen körperlichen Leistungsfähigkeit und anderseits mit den Überlastungsbeschwerden der Soldaten in Beziehung zu setzen. Die Resultate der Studie PADIS zeigten, dass die körperlichen Belastungen in den untersuchten Truppen im Mittel von der zweiten bis zur achten Woche der Rekrutenschule signifikant abnahmen. Die täglich zu Fuss zurückgelegten Distanzen waren im Durchschnitt höher als bei vergleichbarer ziviler Bevölkerung, während der tägliche Energieverbrauch im Bereich der Werte von militärischen Organisationen anderer Nationen und Profisportlern lag. Jedoch war die Anzahl Überlastungsbeschwerden höher als der internationale Durchschnitt. Weiter stellte sich heraus, dass die dazumal reglementierten 180 Minuten Sport pro Woche bei Weitem nicht erreicht wurden. Durch eine zusätzliche Sportlektion von 40 Minuten pro Woche konnte die körperliche Fitness der Rekruten, vor allem in den Disziplinen Rumpfkraft und Gleichgewicht, stärker verbessert werden als in einer Kontrollgruppe.

Studie PROGRESS – Interventionen im Sport und militärischen Alltag

Als Konsequenz der Resultate der Studie PADIS wurde die Studie PROGRESS durchgeführt. Das Ziel war, mittels einer Intervention im Sport und/oder militärischen Alltag dem degressiven Verlauf der körperlichen Belastung in den ersten acht Wochen der Rekrutenschule entgegenzuwirken. Daneben wurde untersucht, ob dadurch das Verletzungsrisiko gesenkt sowie die physische und psychische Leistung und Moral der Truppe erhöht werden können. Die Intervention zielte auf die Quantität und Qualität des Sportunterrichts (Einsatz von ausgebildeten Sportlehrpersonen und Durchführung von mindestens zwei Trainingseinheiten pro Woche) und auf progressiv ansteigende, zu Fuss zurückgelegte Distanzen in den ersten fünf Wochen der Rekrutenschule ab. Die einzelnen Interventionen und besonders die Kombination beider Interventionen führten zu weniger Überlastungsbeschwerden und weniger vorzeitigen Austritten. Durch die Intervention im Sportunterricht konnten sich die Rekruten aller Leistungsgruppen in Bezug auf ihre körperliche Fitness positiv steigern. Weiter hatten die untersuchten Interventionen und der Führungsstil indirekt einen Einfluss auf die militärische Leistungsfähigkeit, indem sich körperliche Fitness und Motivation als signifikante, positive Einflussfaktoren herausstellten. Im Kontext der Interventionen wurde auch untersucht, welche Wirkung bestimmte psychologische Faktoren haben. Die Rekruten der Sportintervention zeigten positive Effekte wie z.B. reduziertes Stressempfinden, gesteigerte Motivation und Commitment gegenüber der Armee. Letztlich stellte sich heraus, dass ein transformationaler oder transaktionaler Führungsstil eine positive Wirkung auf das Vertrauen der Rekruten gegenüber ihren Vorgesetzten hat.

Studie SAFT – Swiss Army Physical Fitness Training

Auf die Studie PROGRESS folgend sowie aufgrund der Weiterentwicklung der Armee (WEA 2018) erhielt das Kompetenzzentrum für Sport in der Armee den Auftrag, ein neues Sportkonzept zu entwickeln. Dieses beinhaltet neben konkret vorgegebenen, progressiv aufbauenden Sportlektionen auch eine Stunde mehr Sport pro Woche, total also 240 Minuten. Die Studie Swiss Army Physical Fitness Training (SAFT) überprüfte die Umsetzbarkeit und Wirksamkeit des neuen Sportkonzepts in einem Pilotdurchgang. Im Unterschied zur Studie PROGRESS wurde der Sportunterricht nun von instruierten Armeeangehörigen unterrichtet. Die Resultate waren vergleichbar mit der Vorgängerstudie und zeigten Steigerungen der körperlichen Fitness in den ersten zehn Wochen der Rekrutenschulen sowie individuelle Steigerungen in allen Stärkegruppen, eine Reduktion der Verletzungen während dem Sportunterricht und der medizinisch bedingten Austritte. Daneben konnte eine gesteigerte Resilienz (psychische Widerstandsfähigkeit) und militärische Leistungsfähigkeit festgestellt werden. Erstmals wurde auch ein positiver Einfluss der Sportintervention während der Rekrutenschule auf das Bewegungs- und Gesundheitsverhalten (mehr körperliche Aktivität und weniger Zigarettenkonsum) nach der Rekrutenschule nachgewiesen. Die Auswertungen ergaben weiter, dass eine Umsetzung des neuen Sportkonzepts weitgehend möglich ist, aber insbesondere in der Verbandsausbildungsphase eine grosse Herausforderung darstellt.