Theoretische Grundlagen

Kartenkunde und Lesetechnik


Landkarte

Die Landkarte ist eine zuverlässige und verkleinerte Darstellung eines Teils der Erdkugel ergänzt mit Signaturen.

Die Signaturen auf der Karte werden gemäss verschiedenen Farbkategorien geordnet.

 

Je grösser der Kartenmassstab, desto weniger Platz steht für die Darstellung der Wirklichkeit zur Verfügung. Der Kartenmassstab gibt an, in welchem linearen Verkleinerungsverhältnis die Wirklichkeit auf der Karte dargestellt wird.

 

Das Schweizer Koordinatennetz hat seinen Ursprung in der alten Sternwarte Bern (alt 600 000 / 200 000). Mit diesem System kann jeder Punkt in der Schweiz metergenau angegeben werden. Werte zwischen 500 und 800 bezeichnen die West-Ost, 100-300 die Süd-Nord Richtung. Seit Ende 2016 wird in der Nord-/Südrichtung eine 1, in der West-/Ostrichtung eine 2 vor die sechsstellige Koordinate ergänzt. Das Schweizer Koordinatennetz ist heute in allen modernen GPS-Empfängern integriert.

 

Die Höhenkurven sind Linien, welche die Punkte gleicher Höhenlage miteinander verbinden. Die Äquidistanz gibt Aufschluss über die Höhendifferenz zwischen den einzelnen Höhenkurven. Ein grosser Abstand zwischen den Kurven bedeutet flaches Gelände, geringer Abstand steiles Gelände. Typische Geländeformen sind Hügel, Senke, Graben, Rippe und Mulde.

 


OL-Karte

Beim Orientierungslauf wird normalerweise eine Karte mit dem Massstab 1:10’000 verwendet. Die Äquidistanz auf diesen Karten besträgt 5 m. Die Farben unterscheiden sich ein wenig von den normalen Landeskarten.

 


Lesetechnik

Karte orientieren

Die Karte ist dann orientiert, wenn das, was im Gelände vor dem Läufer liegt, sich auch auf der Karte in gleicher Richtung vor dem Läufer befindet. Bei Richtungswechseln wird der Kartengriff so geändert, dass man immer hinter der Karte steht. Kernfragen: was liegt vor mir, was liegt hinter mir, was liegt links/rechts von mir? Die Karte kann nach dem Gelände oder mit einem Kompass ausgerichtet werden.

 

 

 

Kompass verwenden

  1. Man hält die Karte mit dem aufgelegten Kompass so, dass der Punkt, an dem man gerade steht bei sich ist (beim Bauchnabel) und die Verbindung zum Ort, wo man hingehen will (Posten), gerade von einem weg zeigt (Richtung Nasenspitze).
  2. Man dreht sich mit der Karte, bis der Nordpfeil der Karte und der rote Teil der Kompassnadel in die gleiche Richtung zeigen. Achtung: nicht nur die Karte, sondern auch die Füsse drehen!
  3. Jetzt liegt die Karte richtig, sie ist orientiert. Man blickt bereits in Laufrichtung und steht hinter der Karte. Wenn man aufschaut, müsste man den Posten oder das Objekt sehen, sofern die Distanz nicht zu gross ist.

 

Kompass einstellen als alternative Orientierungsmöglichkeit

  1. Die längskante der Kompassplatte in Laufrichtung an die Verbindungsstrecke von A (Standort) nach B (Zielort) legen.
  2. Dose drehen, bis ihre N-S-Linien und die N-S-Linien der Karte parallel laufen. Die Nordmarke der Dose muss nach Kartennord gerichtet sein.
  3. Laufrichtung im Gelände ermitteln: sich mit dem Kompass drehen, bis der Nordteil der Nadel in die Nordmarke der Dose einspielt. Über die Längsachse des Kompasses oder über den Pfeil der Grundplatte visieren und so die Laufrichtung bestimmen. Kopf hoch, Blick ins Gelände

 

 

 

 


Folgende Punkte sind während dem Orientierungslauf wichtig, wobei stets beachtet werden muss, dass der Kompass ein Hilfsmittel ist und die Karte nicht vergessen werden darf:

  • Laufrichtung regelmässig kontrollieren und evtl. korrigieren.

Leitlinie: Deutlich sichtbares Geländemerkmal, dem man ohne Schwierigkeiten folgen kann (z.B. Weg, Bachlauf, Waldrand, Geländekante).

Auffanglinie: Geländemerkmal, das quer zur Laufrichtung liegt und anzeigt, wie weit man auf der geplanten Route gelaufen ist (z.B. wie bei Leitlinie), um sich aufzufangen, ein zu weites Laufen zu verhindern und neu zu orientieren (nicht übers Ziel hinauslaufen, ohne ständiger Blick auf die Karte).

  • Auf langen Kompassstrecken «Bahnhöfe» anpeilen.
  • Kleine Abweichungen aus dem Gefühl korrigieren.
  • Distanz kontrollieren.

Bei kürzeren Distanzen können die Schritte gezählt werden. Ein Läufer benötigt für 100 m etwa 25-30 Doppelschritte auf guten, ebenen Wegen; 30-35 Doppelschritte querfeldein und im Wald, ebenem Gelände; ca. 40 Doppelschritte querfeldein und im Wald, bei leicht steigendem Gelände.

Distanzen vergleichen: Bekannte Distanzen (100m-Laufstrecke, 300m-Schiessstand, Fussballfeld) im Gelände als Vergleichsstrecke verwenden, von Merkpunkt zu Merkpunkt die Distanzen schätzen und laufend addieren.

Distanzgefühl: Mit zunehmender Erfahrung lösen sich Läufer von den Hilfstechniken und vertrauen ihrem Distanzgefühl (z.B. für eine Strecke benötigte Zeit).

  • Hindernisse umgehen: Hilfspunkte dahinter ausmachen, von dort aus den Kompasslauf fortsetzen.
  • Den Blick im Gelände weit voraus richten, markante Objekte anpeilen.

 


Routenwahl

In den Entscheidungsprozess werden mit zunehmender Erfahrung immer mehr Kriterien einbezogen:

  • Länge (Weg / Umweg)
  • Steigung / Gefälle
  • Belaufbarkeit
  • Körperliche Verfassung
  • Persönliche Stärke
  • Taktische Überlegungen

 

Routenentscheide sollten in einem systematischen Prozess gefällt und nicht „aus dem Handgelenk geschüttelt“ werden. Die einzelnen Schritte dabei lauten wie folgt:

  1. Suchen und beschreiben: welche sinnvollen und möglichen Routen sehe ich auf diesem Teilstück?
  2. Vergleichen und bewerten: welches sind ihre Vorzüge und Nachteile, wenn ich die oben aufgeführten Kriterien einbeziehe?
  3. Entscheiden und umsetzen: welche Route wähle ich? Die gewählte Route dann im Gelände konsequent umsetzen; zögern oder umsteigen kostet Zeit und Sicherheit!

 


Mehr Infos: