Theoretische Grundlagen

Passive Strukturen


Unter den Begriff passive Struktur fallen alle Teile des Bewegungs- und Stützapparates, welche sich nicht von selber, also nicht aktiv, bewegen können.

 


Knochen

Je nach Quelle besteht das Skelett aus 206-212 Knochen, die von wenigen Zentimetern bis zu einem halben Meter gross sein können. Es ist nach dem Prinzip der Leichtbauweise konstruiert, was grosse Festigkeit und Belastbarkeit bei möglichst geringem Materialaufwand bedeutet (ca. 7 kg).

 

Bau und Funktion stehen in einer engen Beziehung:

Lange Knochen: günstige Hebel und Bewegung (Arme, Beine)

Kurze Knochen: federnde Tragfunktion (Wirbelsäule, Fuss, Hand)

Platte Knochen: Stütze und Schutz (Schädel, Brustkorb, Becken)

 

 

 

 

Aufbau

Die Knochen bestehen aus einer kompakten «Rinde» und einem System von feinen Knochenbälkchen. Diese sind so ausgerichtet, dass die auftretenden Kräfte optimal aufgefangen werden. Jeder Knochen ist von einer derben Bindegewebshaut, der Knochenhaut (Periost), umhüllt. Diese schützt den Knochen und ist reich an Blutgefässen und Schmerzrezeptoren.

Längenwachstum

Erst mit Abschluss des Längenwachstums verknöchern die knorpligen Wachstumszonen (Epiphysenfugen). Deshalb besteht eine Gefahr der Verletzung und Dauerschäden durch übermässige Belastung beim Jugendlichen.

Osteoporose

Erhöhte Knochenbrüchigkeit ist eine Zivilisationskrankheit, die bei älteren Menschen auftreten kann. Eine wirksame Prävention ist der Aufbau einer grossen Knochenmasse durch viel Bewegung, Sport, gesunder Ernährung und der Verzicht auf Nikotin.

 


Gelenke

Die Knochen stehen durch Gelenke miteinander in Verbindung. Die verschiedenen Arten von Gelenken ermöglichen die Bewegung des Körpers:

 

Scharniergelenke: Bewegung um eine Achse (Ellenbogen-, Fingergelenk)

Sattelgelenke: Bewegung um zwei Achsen (Grundgelenk des Daumens)

Kugelgelenke: Bewegung um drei Achsen (Hüft-, Schultergelenk)

 

 

Jedes Gelenk besteht aus einer Gelenkpfanne und einem Gelenkkopf. Zwischen den spiegelglatten Gelenkflächen aus hyalinem Knorpel liegt ein hauchdünner Zwischenraum, der Gelenkspalt. Die Gelenke werden durch Bänder (passiv) und durch Muskeln (aktiv) stabilisiert und gesichert. Jedes Gelenk wird von einer Gelenkkapsel aus derbem Bindegewebe umschlossen. Diese ist mit einem feinen Epithelgewebe, der Synovialmembran, ausgekleidet.

 

 

 

 


Knorpel

Die Gelenkflächen werden von einer gefässlosen Knorpelschicht überzogen und durch eine schleimige Flüssigkeit, der Gelenkschmiere, feucht gehalten. Dies sorgt für eine hohe Druckfestigkeit und ermöglicht die Widerstandsfähigkeit gegen Schärkräfte. Prellungen, Verstauchungen und Verrenkungen schädigen dieses Gewebe und können, wenn sie sich wiederholen oder unsachgemäss behandelt werden, zu dauernden Gelenkveränderungen führen (Arthrosen). Im Kniegelenk vergrössern zwei halbmondförmige Knorpelkeile, die Menisken, die flache Gelenkpfanne des Schienbeins. Meniskusverletzungen (Einrisse, Quetschungen) treten häufig beim Skifahren, Fussball oder Handball auf.

Es gibt drei Formen von Knorpel:

Faserknorpel (Bandscheiben, Schambein Fuge, Menisken im Kniegelenk)

Elastischer Knorpel (Gerüst für Nase und Ohren)

Hyaliner Knorpel (Elastische Kontakt-, Gleit- und Schutzschicht auf Gelenkflächen)

Der hyaline Knorpel wird nicht über Blutgefässe versorgt, sondern wird vom Körper über die Synovialflüssigkeit (Gelenkschmiere) genährt. Dadurch ist die Stoffwechselaktivität sehr tief, so dass sich der Knorpel kaum reparieren oder an höhere Belastungen anpassen kann. Der Knorpel ist nicht schmerzempfindlich, weshalb Abnützungen oder Verletzungen nicht sensorisch erkannt werden können. Der Wasseranteil im hyalinen Knorpelgewebe nimmt mit den Jahren ab, wodurch es im Alter schneller zu Verletzungen der Knorpel und Gelenke kommen kann. Durch Mobilisationsübungen kann die Ausschüttung von Synovialflüssigkeit angeregt, und so der Knorpel auf die bevorstehende Belastung vorbereitet werden.

 


Wirbelsäule

Die Wirbelsäule wird aus einer grösseren Zahl von Wirbeln aufgebaut, welche einerseits durch kleine Gelenke, anderseits durch die knorpligen Zwischenscheiben miteinander in Verbindung stehen. Für eine gute Dämpfung von Schlägen und Schärkräften dienen die Bandscheiben, welche sich zwischen den knöchernen Wirbelkörpern befinden.

Die Wirbelsäue ist S-förmig geschweift und wird durch Bänder passiv und durch die Muskulatur aktiv stabilisiert. Wichtigste Aufgaben der Wirbelsäule sind der Schutz des Rückenmarks (und der Nervenstränge) sowie die Fähigkeit, den Rumpf zu stabilisieren. Die Rumpfstabilität ist eine wichtige Voraussetzung für die Gesundheit der Wirbelsäule, die Lebensqualität und jede sportliche Leistung. Sie hängt in erster Linie von der Kraft und Einsatzbereitschaft der Rumpfmuskulatur ab.

 

 

 


Sehnen und Faszien, Bänder, Sehnenscheiden und Schleimbeutel

Sehnen und Faszien, Sehnenscheiden und Schleimbeutel

Alle Muskeln sind mit Sehnen am Skelett befestigt und dienen der Kraftübertragung. Die Sehnen bestehen aus straffem kollagenem Bindegewebe. Damit die Sehnen reibungsarm bewegen und in einer optimalen Lage am Knochen oder an Bändern festgemacht bleiben verlaufen sie in Sehnenscheiden. Diese sind am Knochen oder an den Bändern festgemacht und sind mit Synovialflüssigkeit gefüllt, was den Reibungswiderstand verringert. Dort wo Sehnen über Knochen verlaufen, dienen mit Synovialflüssigkeit gefüllte Schleimbeutel als Polsterung. Sehnen passen sich Belastungsänderungen an, indem die Bindegewebsfasern zahlreicher, dicker und belastbarer werden. Wir können zwischen Ursprungs- und Ansatzsehnen unterscheiden. Als Ursprungssehne bezeichnen wir die Sehne, die näher beim Körperzentrum liegt, die andere ist die Ansatzsehne.

Faszien sind eine Art Muskelhaut, die einzelne Muskeln oder ganze Muskelgruppen überziehen.

Bänder

Bänder verbinden Knochen über Gelenke hinweg. Sie bestehen aus dem gleichen Material wie Sehnen und können sich an veränderte Beanspruchungen ebenfalls anpassen.

Wenn man seinen Fuss in alle möglichen Richtungen bewegt, dann merkt man, dass die Bewegungen nur bis zu einem bestimmten Punkt möglich sind. Würde der Fuss mit Gewalt über diesen Punkt hinaus weiterbewegt, dann käme es zu einer Verrenkung des Gelenkes. Bevor dies jedoch stattfände, würden zuerst die Bänder gezerrt, überdehnt oder gar abgerissen. Die Bänder verhindern also zu grosse Bewegungsausschläge, sie führen, stützen und halten, sind jedoch wenig dehnbar und kaum trainierbar, haben dafür aber eine gute Regenerationsfähigkeit (z.B. nach Riss).

 


Schwachstellen am Skelett

Die Qualität des Binde- und Stützgewebes ist abhängig von der Veranlagung, vom Alter, vom Trainingszustand, vom Hormonhaushalt, von der Ernährung und von der im Jugendalter aufgebauten Knochenmasse und –dichte. In Bezug auf die Belastungstoleranz bestehen grosse individuelle Unterschiede. Beim Bewegen sollten allgemein folgende Schwachstellen beachtet werden, welche bei Fehlhaltungen im Alltag oder Überbeanspruchung im Sport schnell Schaden nehmen können:

  • Wirbelsäule;
  • Wachstumsfugen der Röhrenknochen (sind bei Kindern und Jugendlichen noch nicht geschlossen);
  • Hyaliner Knorpel der Gelenke (Knorpel ist nicht schmerzempfindlich, somit bleiben Verletzungen oft unbemerkt);
  • Sehnen, Bänder, Sehnenscheiden und Schleimbeutel.

 


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