Theoretische Grundlagen

Psyche


Im heutigen umgangssprachlichen Verständnis wird unter dem Wort Psyche das „Innenleben“ des Menschen, das „Geistige“ – mit den Hauptbestandteilen Denken und Fühlen – verstanden. Der Begriff Physis hingegen bezeichnet alles Körperliche oder Körperbezogene. Bei der Erbringung einer sportlichen Leistung sind körperliche Vorgänge untrennbar mit Denkprozessen oder emotionalen Vorgängen verbunden.

Die im Leistungsmodell des Kernlehrmittels J+S dargestellten Komponenten „physische und psychische Energie“ sowie „physische und psychische Steuerung“ sind gemeinsam für das Erbringen einer sportlichen Leistung verantwortlich. Psychische Fertigkeiten sind im gleichen Masse form- und trainierbar, wie physische Fertigkeiten verbessert werden können. Diese Grundannahme steht am Anfang jedes Trainings der Psyche. Wie kein Sportler als Weltmeister geboren wird und Talent alleine nicht ausreicht, sondern Entwicklung und Training stets dazugehören, so wird niemand mental stark geboren, so dass sich der Sportler auch diesbezüglich entwickeln muss.

Das Training der Psyche beinhaltet das systematische und kontrollierte Verbessern von ganz normalen psychischen Abläufen. Dazu gehören Wahrnehmungs- und Denkprozesse oder die Regulation von Gefühlen und Emotionen. Wie rechnen geübt wird, kann auch der Umgang mit Druck oder schwierigen Situationen geschult und verbessert werden. Das Gehirn funktioniert dabei wie ein Muskel: was geübt wird, wird gefestigt. Umgekehrt können Teufelskreise gebahnt werden: Stress führt zu Muskelspannung, die Wahrnehmung von Muskelspannung verstärkt negatives Denken, negatives Denken erhöht Angst, die Angstwahrnehmung führt zu Stress und so weiter.

 


Emotionale Substanz und mental-taktische Kompetenz

Im Kernlehrmittel von J+S wird die psychische Energie als „emotionale Substanz“ bezeichnet. Darunter werden jene Quellen oder Mittel verstanden, welche benötigt werden, um Handlungen auszulösen und in Gang zu halten. Diese sind stark von Motivation, Selbstvertrauen sowie der Art und Weise gekoppelt, wie man Erfolg oder Misserfolg erklärt. Solche Prozesse weisen eine enge Verwandtschaft mit Persönlichkeitsmerkmalen auf.

Als „mental-taktische Kompetenz“ werden Fertigkeiten verstanden, die dazu dienen, alle leistungsrelevanten Aspekte zu regulieren, um zu einem bestimmten Zeitpunkt die bestmögliche Leistung abzurufen. Diese Fertigkeiten sind bei verschiedenen Situationen anwendbar und zeitlich relativ stabil. Trotzdem wird es selbstverständlich nicht immer gelingen, in jeder Situation das sportliche Potenzial auszuschöpfen; niemand ist perfekt. Das Training der Psyche erhöht jedoch die Wahrscheinlichkeit, erfolgreich zu sein, entscheidend.

 


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