Theoretische Grundlagen

Psychische Energie: Förderung der emotionalen Substanz


Motivation, Selbstvertrauen und die Ursachenerklärung nach Erfolg und Misserfolg machen die energieliefernden psychischen Aspekte der sportlichen Leistung aus. Zusammen bilden sie die emotionale Substanz.

Motivation

Alle Prozesse, welche psychische und physische Vorgänge auslösen und in Gang halten, werden als Motivation bezeichnet. Sie ist Antrieb für das menschliche Verhalten. Kann eine Person durch Sport positive Gefühle erleben (und negative vermeiden) sowie das Bedürfnis nach Kompetenz, Autonomie und Zugehörigkeit befriedigen, ist sie motiviert. Auch weil Trainer ihre Athleten dazu hinführen möchten, hart zu trainieren, sich zu verbessern und im Wettkampf ihr gesamtes Können zu zeigen, ist Motivation im Sport zentral. Zur Aufrechterhaltung der Motivation ist stets zu berücksichtigen, dass die (Spiel-)Freude im Zentrum steht, Sport soll Spass machen.

Selbstvertrauen

Selbstvertrauen ist eine wesentliche Voraussetzung dafür, dass der Mensch überhaupt Herausforderungen in Angriff nimmt. Es bildet ein wichtiges Fundament der sportlichen Leistung. Ein stabiles und starkes Selbstvertrauen ist die Folge eines hohen Selbstbewusstseins. Wissen, was man kann und was nicht, welches die eigenen Stärken und Entwicklungsbereiche sind, bildet das Fundament des eigenen Selbstvertrauens. Eine realistische Selbsteinschätzung stärkt das Selbstbewusstsein und fördert das Setzen von herausfordernden Zielen (vergl. Motivation). Das Erreichen von selbstgesetzten Zielen führt zu Erfolgserlebnissen, und diese wiederum stärken das Selbstvertrauen. Ein übersteigertes, unrealistisches (und damit zu hohes) Selbstvertrauen kann aber auch negative Auswirkungen haben, da z.B. der Einsatz und die Beharrlichkeit im Training bei Überschätzung geringer sind (vergl. Ursachenerklärung).

Ursachenerklärung

Erfolgserlebnisse und positive Rückmeldungen sind für die Motivation und das Selbstvertrauen von Sportlern enorm wichtig. Es ist aber nicht so, dass Erfolg automatisch Selbstvertrauen nach sich zieht. Es kommt vielmehr darauf an, wie der Sportler das Erfolgserlebnis interpretiert. Athleten, welche sich vor Misserfolg fürchten, haben oft ein spezifisches Muster, eigene Leistungen zu interpretieren. Sie neigen dazu die Gründe für Misserfolg bei sich selbst zu suchen, ungünstige Faktoren, die nicht bei der Person selbst liegen, werden als stabil und global eingestuft (z.B. ich bin untalentiert), oder der Grund für Erfolg wird oft dem Glück zugeschrieben. Dieses Erklärungsmuster heisst pessimistischer Attributionsstil. Es führt dazu, dass kaum Selbstvertrauen aufgebaut wird, weniger positive Gefühle entstehen und die Motivation für die Ausübung der Sportart nicht gestärkt wird. Ganz anders sind erfolgsmotivierte Sportler, welche in der Regel einen optimistischen Attributionsstil haben. Sie erklären Misserfolg aufgrund externer Ursachen (z.B. schlechtes Wetter, starker Gegner, Pech), die Gründe werden als instabil und nicht als global eingeschätzt und Erfolg leitet sich aus internen, stabilen und globalen Ursachen ab (z.B. ich war erfolgreich, weil ich so talentiert bin). Diese Interpretation führt dazu, dass Selbstvertrauen aufgebaut, positive Gefühle wahrgenommen und die Motivation zur Sportausübung verstärkt wird. Damit wird die emotionale Substanz langfristig und stabil vergrössert. Diese persönlichen Muster, Erfolg oder Misserfolg zu erklären, entstehen durch eigene und fremde (z.B. durch Trainer, Eltern, Mitspieler) immer wiederkehrende Ursachenerklärungen. Grundsätzlich ist ein realistischer und kein optimistischer Attributionsstil anzustreben. Selbstvertrauen und Motivation sollen gestärkt, aber auch Fehler und Änderungsbedarf erkannt und angegangen werden. Der Trainer kann die Ursachenerklärung des Athleten beeinflussen, indem er ihm mögliche Gründe für Erfolg vorgibt.

 


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