Theoretische Grundlagen

Verhalten bei Unfällen


Leiterpersonen sind fähig, bei Bagatellverletzungen in der Halle und auf dem Feld auch ohne Checkliste richtig zu reagieren. Ereignisse, die zu schweren Verletzungen führen, können bei den Teilnehmenden und Leitenden Ratlosigkeit oder gar Schockzustände auslösen. Wer sich in solchen Situationen an eine Checkliste hält, geht planmässig vor und ist dabei sicher, nichts Wesentliches zu vergessen. Die einzelnen Schritte sind:

 


1. Situationsbeurteilung: Übersicht gewinnen (schauen) – nachdenken – handeln

In Ruhe die Unfallsituation überblicken und die nötigen Massnahmen anordnen.

Was ist geschehen? Wer ist beteiligt? Wer ist betroffen? Wie viele Patienten sehe ich?
Welche Hilfsmittel sind vorhanden? Wie löse ich Alarm aus?
Welche Gefahren sind vorhanden (Gefahren für mich und den Patienten)?
Wie sichere ich die Unfallstelle (Selbstschutz, für Sicherheit sorgen)?

 


2. Unfallstelle sichern

Unfallstelle evtl. absperren (Folgeunfälle vermeiden), Einsatz der Helfer organisieren, Verantwortliche für das Beaufsichtigen und/oder Beschäftigen der Unbeteiligten bezeichnen.

 


3. Erste Hilfe leisten

Lagerung, lebensrettende Sofortmassnahmen treffen, Verletzte überwachen, evtl. Patientenprotokoll erstellen.

  • Beurteilung der Vitalfunktion:

Bewusstsein (Kontrolle durch Ansprechen, Befragen, Berühren, Klemmen):

Nein → ABCD-Schema.
Ja → Halswirbelsäule stabilisieren. Patient untersuchen, Blutungen sofort stillen. Patient entsprechend lagern und beurteilen.

  • Befund und Feststellung:

Bewusstlosigkeit → Bewusstlosenlage stabil, Kopfhaltung gestreckt und nach unten, Ausführung schonend vornehmen.

Atemstillstand → Kopf strecken, 2 Beatmungsstösse, anschliessend Atemkontrolle (hören, sehen, fühlen), wenn nötig weiterbeatmen (10-12 x 0,5-1,0 l/min).

Herz-, Kreislaufstillstand → CPR (30 Thoraxkompressionen / 2 Beatmungsstösse).

Blutung → Patient flach lagern, verletztes Körperteil hoch, Druckverband anlegen, Patient ruhigstellen.

Schock → Flachlagerung, keine unnötigen Umlagerungen.

Asthmaanfall → Oberkörper im Schatten hochlagern (45°).

Hitzschlag, Herzinfarkt → Kleider geöffnet, bei Hitzschlag zusätzlich kühlen.

Wirbelverletzungen → Wasser: Transport mit Stirn-/Nackengriff; Land: keine Lageänderung vornehmen, HWS in beiden Fällen stabilisieren.

 


4. Alarm auslösen

Entscheiden, wer wen (Arzt, Krankenwagen, Polizei, Rettungskolonne, Rettungsflugwacht) auf welchem Weg alarmiert. Bei schweren Verletzungen und Todesfällen immer auch die Polizei und evtl. einen Seelsorger benachrichtigen.

  • Wichtige Telefonnummern:

REGA/Rettungskolonne: 1414
Funk: 161.300 MHz (E-Kanal)
Kantonspolizei: 117
Sanitätsnotruf: 144
Tox. Zentrum (Vergiftungsfälle): 145
Feuerwehr: 118

  • Richtig melden mit W-Fragen: (Angaben notieren bevor man zum Telefon greift)

Wer meldet?
Was ist wann passiert?
Wo ist der Unfall passiert (Koordinaten, Treffpunkt mit markantem Punkt)?
Wie viele Personen sind wie verletzt?
Woher melde ich?
Welche Telefonnummer gilt für Rückrufe?

 


5. Patientenbetreuung und –überwachung

Witterungsschutz (z.B. Wolldecke), Patient beruhigen, regelmässige ABCD-Kontrolle, Einweisung sicherstellen.

 


6. Spuren sichern

Namen und Adressen von Zeugen notieren, Lage von Verletzten und Gegenständen markieren, keine Spuren verwischen (können das Leiterteam entlasten), Ereignis protokollieren (evtl. Skizze anfertigen).

 


7. Information sicherstellen

Die Vereinsleitung und/oder den J+S-Coach sowie die Angehörigen (evtl. über Vereinsleiter, Arzt, Pfarrer) möglichst rasch informieren, schwere Fälle sofort telefonisch der kant. Amtsstelle für J+S melden (Angaben: Personalien, Unfallbeschreibung, getroffene Massnahmen).

 


8. Weitere Massnahmen absprechen

Programmänderungen, evtl. Abbruch des Lagers/Kurses im Leiterteam diskutieren und entscheiden, Teilnehmende über den Vorfall und die weiteren Massnahmen informieren.

 


 

 


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