Theoretische Grundlagen

Spiel / Kampf / Turnen


Der Hauptteil einer Sportlektion kann mit diversen Inhalten gefüllt werden, wobei Spielformen aus Sicht der Teilnehmer die wohl beliebteste Variante sind. Spiele bereiten Spass und bringen somit Ablenkung vom Alltag. Falls gewünscht, können durch Spielformen der Wettkampfgedanke gefördert werden. Damit sowohl Klein- als auch Mannschaftspiele jedoch funktionieren, müssen diese durch angepasste Aufbau- und Übungsformen mit den entsprechenden Regeln kennengelernt und erlebt werden. Dabei kann der Spieleiter die Bedingungen verändern, um ein Spiel beispielsweise für mehr Spielfluss zu vereinfachen oder für taktische Überlegungen zu erschweren.

  • Räumliche Anpassungen: Feldgrösse vergrössern/verkleinern, Anzahl Ziele/Zielzonen erhöhen/verringern, Wände miteinbeziehen, bestimmte Technik für definierte Zonen definieren usw.
  • Regeltechnische Anpassungen: Bestimmte Technik vorschreiben, Anzahl Ballkontakte vorgeben, Zusatzaufgaben stellen, Zeitvorgaben, Regeln verschärfen/lockern usw.
  • Materielle Anpassungen: Diverse Spielgeräte mit unterschiedlichen Eigenschaften einsetzen, Anzahl Bälle wechseln, Beschaffenheit/Grösse der Bälle ändern, Bodenbeläge variieren usw.
  • Taktische Anpassungen: Über-/Unter/Gleichzahl, Paarspiele, taktische Vorgaben usw.
  • Anpassungen: Kraft-Raum-Zeit (Eselsbrücke)

 

Weiter ist es möglich das Spiel mit erzieherischen Aspekten zu ergänzen, um z.B. Fairplay, das Zusammenspiel im Team oder die Spiellesefähigkeiten zu verbessern. Dazu können Handicaps (Zusatzgewicht, mehr Distanz, Vorsprung o.ä.) eingeführt, die Komplexität variiert, verschiedene Verhaltensformen (Spiel gegen/mit oder nebeneinander) verlangt, die physische und psychische Belastung angepasst und der Schwierigkeitsgrad der Aufgabenstellung entsprechend ausgewählt werden.

Die sozialen Aspekte in Form von einem respektvollen mit- und gegeneinander können ebenfalls durch Kampf- und Raufspielen geschult werden, wobei hier auch die konditionellen Fähigkeiten gefördert werden. Beim Boden- oder Geräteturnen spielen nebst der Kondition die koordinativen Fertigkeiten eine wichtige Rolle.

Alle Lektionsinhalte bringen ein gewisses Risikopotential und entsprechende Schwierigkeitsgrade mit. Der Sportleiter muss daher die personellen Voraussetzungen der Teilnehmer richtig abschätzen, um niemanden zu überfordern und Verletzungen vorzubeugen. Andererseits gilt es die Teilnehmer nicht zu unterfordern und durch gezielte Lektionsinhalte stets zu fordern/fördern. Das Stoffprogramm für den Sport in der Armee (Reglement 51.041.01) berücksichtigt diesen Gedankenvorgang, indem in den ersten Wochen der Rekrutenschule (RS) nur Rückschlagspiele (Spiele übers Netz) stattfinden. Also Spiele mit einem geringen Risikopotential. Erst im Verlauf der Rekrutenschule mit stärkerer physischen Belastbarkeit kommen Spiele mit einem laut Statistik höheren Verletzungsrisiko zum Tragen. Auch Kampf- und Raufspiele sowie das Boden oder Geräteturnen finden erst ab Mitte RS statt, da sich zu diesem Zeitpunkt die Teilnehmer bereits kennen, was ein rücksichtsvolles Balgen oder das gegenseitige Sichern bei einer Übung vereinfacht. Ziel des Stoffprogramms ist es, durch progressive Belastungssteigerung unter Berücksichtigung der Individualität (unterschiedliche Leistungsniveaus) zur Verletzungsprophylaxe beizutragen, um Dispensationen oder gar medizinischen Entlassungen vorzubeugen. Kontinuität, sprich regelmässige körperliche Aktivität, ist dabei ein elementarer Faktor. Daneben bietet das Stoffprogramm grosse Abwechslung, da bekanntlich die Geschmäcker verschieden sind, soll durch die Variation der Lektionsinhalte für jedermann etwas dabei sein und die Motivation hochgehalten werden. Schliesslich geht es immer darum, den Teilnehmern die Freude an der Bewegung zu vermitteln, um sie auch zum selbstständigen Sporttreiben zu motivieren. Spielen die drei L – lernen, lachen, leisten – in jeder Lektion mit, stehen die Chancen gut, dass die Teilnehmer mit dem Sportunterricht zufrieden sind und Spass haben.

 


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