Theoretische Grundlagen

Leistungen im Sport


Sport: mehr als eine sinnvolle Freizeitbeschäftigung

Unser Organismus passt sich den Anforderungen an, welche an ihn gestellt werden. Was beansprucht wird, entwickelt sich, was nicht gebraucht wird, bildet sich zurück.

Weil in unserem Körper ständig Substanzen auf- und abgebaut werden, sind Anpassungen möglich. Die Zellen und Organe werden ununterbrochen umgebaut, sodass sie sich den Bedürfnissen weitgehend anpassen können. Das Gleichgewicht zwischen auf- und abbauenden Prozessen heisst Homöostase. Im Training überwiegen die abbauenden Prozesse, worauf es zu Störungen des Gleichgewichts kommt. Die betroffenen Zellen, Gewebe und Organe reagieren unter günstigen Bedingungen auf jede solche „überschwellige“ Beanspruchung, indem sie mehr Reserven aufbauen und mehr leistungsbestimmende Eiweissstrukturen bilden. Dadurch werden wir belastbarer und leistungsfähiger.

Gesundheit, Belastungstoleranz und Leistungsfähigkeit machen einen wichtigen Teil der Lebensqualität aus und können zu einem grossen Teil durch Training entwickelt, gefestigt und erhalten werden. Dafür brauchen wir nicht zu trainieren wie Spitzensportler, aber wir müssen unsere Organfunktionen regelmässig beanspruchen; wir brauchen viel Bewegung und ein den persönlichen Voraussetzungen angepasstes Training.

Nebst der Psyche bildet die physische Leistungsfähigkeit die Bereitschaft eines jeden Angehörigen der Armee (AdA), Belastung zu ertragen, auch unter Extremsituationen die geforderte Leistung in Einsätzen aller Art zielorientiert zu erbringen und seinen Auftrag in hoher Qualität zu erfüllen. Für jeden AdA ist deshalb die sportliche Aktivität während sowie zwischen den Dienstleistungen für seine Einsatzbereitschaft von zentraler Bedeutung.

 


Leistungen im Sport

Es hängt von vielen Faktoren ab, wieviel Leistung ein Sportler im Stande ist zu erbringen. Grundsätzlich ist unter Leistung das Ergebnis einer sportlichen Handlung zu verstehen. Die Bewertung dieser Leistung hängt von den vorgängig festgelegten Qualitätskriterien ab. Das Wertesystem, welches zur Beurteilung der Leistung verwendet wird, lässt meistens einen Vergleich zu. Bei der Bewertung der Leistung muss jedoch nicht zwingend die Rangierung, Sieg oder Niederlage, ausschlaggebend sein, sondern auch personale und situative Gegebenheiten können betrachtet und beurteilt werden.

Wir unterscheiden Leistung im Breiten- und Erlebnissport, im Gesundheits-, Rehabilitations- und Behindertensport, im Schulsport oder im Wettkampf des Leistungs- und Hochleistungssports.

Jede sportliche Leistung erfordert den koordinierten Einsatz verschiedener Ressourcen und Kompetenzen. Wir unterscheiden zwischen endogenen (von der Person abhängigen) und exogenen (von aussen wirkenden) Leistungsvoraussetzungen, welche sich teilweise durch Training beeinflussen lassen.


Physikalische und physiologische Aspekte der Leistung

Jede sportliche Leistung kann aus Sicht der physikalischen Aspekte betrachtet werden:

Ein Wanderer überwindet auf einer Strecke eine Höhendifferenz von 1’500 Meter. Diese Arbeit, und damit der (ungefähre) Energiebedarf, kann berechnet werden. Dabei beschränkt man sich auf die potenzielle Energie; die kinetische Energie, die zusätzlich im Spiel ist, wird vernachlässigt.

Leistung: Kraft x Geschwindigkeit

Kraft (F)
Kraft [N] = Masse [kg] x Beschleunigung [m/s2]

Weg (s)
Weg bedeutet hier Höhendifferenz in Meter (m)

Arbeit
Arbeit [Nm] = Kraft [N] x Weg [m]; 1 Nm = 1 Joule (J), 1’000 Nm = Kilojoule (kJ)
Energie (E)
Bsp. mit einem 70 kg schweren Wanderer:
Weg (Höhendifferenz) = 1’500 m
Kraft = 70 kg x 10 m/s2 = 700 N
Arbeit = 700 N x 1’500 m = 1’050’000 Nm [J] = 1’050 kJ

Leistung (P)
P = Kraft x Weg/Zeit (F x s/t) = Kraft x Geschwindigkeit (F x v) = Arbeit / Zeit (ΔE/Δt)
Bsp. mit einem 70 kg schweren Wanderer, der für die Strecke 3 Stunden benötigt:
Arbeit: 1’050’000 J = 1’050 kJ; Zeit 3 Stunden (10’800 Sekunden)
Leistung: 1’050’000 J/10’800 s ≈ 97.2 J/s = 97.2 W

Mit der physikalischen Betrachtungsweise wird der sportlichen Leistung in ihrer Gesamtheit nur teilweise gerecht, denn jede Leistung hat auch psychisch-emotionale, intellektuell-kognitive und koordinativ-technische Aspekte. Im sportlichen Wettkampf wird nicht die Leistung, sondern lediglich die Zeit, die Höhe, die Weite oder die Distanz gemessen.

Der Wirkungsgrad ist das Verhältnis zwischen Input (Energieverbrauch) und Output (Leistung). Für die Berechnung des gesamten Energiebedarfs (für das Besteigen eines Berges), muss berücksichtigt werden, dass die Muskulatur mit einem Wirkungsgrad von etwa 20% arbeitet. Ungefähr 80% der umgesetzten Energie wird in Form von Wärme frei.

Beispiel: Der Arbeitsaufwand für den „Transport“ von 70 kg Körpermasse über eine Höhendifferenz von 1’500 m beträgt 1’050 kJ (bei einem Wirkungsgrad von 20%). Der tatsächliche Energieaufwand ist also 5mal so gross: 5 x 1’050 kJ = 5’250 kJ.

 


Belastungsparameter

Bei jeder körperlichen Belastung können drei Aspekte betrachtet werden: Der Umfang (bzw. die Dauer oder das Volumen), die Intensität (bzw. die Leistung) und die Dynamik (bzw. die Kadenz).

Die Intensität bestimmt, welche Stoffwechselwege für die Energiebereitstellung (ATP-Produktion) genutzt werden. Je geringer die Leistung ist, desto mehr trägt der aerobe (sauerstoffabhängige) Stoffwechsel zur Deckung des Energiebedarfs bei und desto länger kann eine Leistung aufrechterhalten werden. Je höher die Intensität ist, desto grösser ist der Energieumsatz pro Zeiteinheit und desto stärker werden die anaeroben Stoffwechselprozesse beansprucht. Je grösser die Leistung ist, desto weniger lang können wir diese aufrechterhalten, und entsprechend nimmt die Dauer der Erholungsphase zu.

 


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